SWB: Das Jahr 2022 war in vielerlei Hinsicht aufregend: Wie verlief es aus gärtnerischer Sicht?
Ines Orlowski-Dilz: Unsere Branche befand sich in den vergangenen Jahren nie in einem ruhigen Fahrwasser: Irgendetwas war doch immer. Wir haben gelernt, mit den sich ständig verändernden Gegebenheiten umzugehen. Gab es ab 2020 die Herausforderungen mit Corona zu bewältigen, waren es 2021 die steigenden Preise für Düngemittel, Erde und Blumentöpfe. Im vergangenen Jahr stiegen die Energiepreise: Es war eine schwierige, weil kaum planbare Zeit. Wir Gärtner sagen: Nach zwei schlechten Jahren folgen zwei gute. Ich bin von Hause aus optimistisch: Wir haben immer unseren eigenen Weg gefunden.
Wie schwer wogen Energiekrise und Trockenheit?
Der Start 2022 war durch das trübe und kalte Frühjahr durchwachsen. Wir konnten mit der Ölpreisentwicklung schlecht kalkulieren, mussten Nachtanken: Zeitweise kostete der Liter 1,40 Euro. Im Sommer bewässerten wir stärker, was den Stromzähler wieder schneller zum Drehen brachte. Die Medien suggerierten den Kunden, dass Bäcker, Fleischer und Gärtner die höheren Preise an die Kunden weitergeben. Das hat sich in den Köpfen festgesetzt und viel kaputt gemacht. Ich kann nur für uns sprechen: Große Preissteigerungen gab es bei uns nicht. Nach dem Hype während Corona, beim lokalen Erzeuger einzukaufen, war im vergangenen Jahr die Bio-Welle vorbei, weil Kunden teilweise wieder abgesprungen sind. In den Köpfen dominierte der Gedanke, das Geld zusammenhalten zu müssen. Blumen sind nach Lesart mancher Zeitgenossen nicht lebensnotwendig: In Krisen sind wir Gärtner mit die Ersten, welche die Zurückhaltung zu spüren bekommen.
Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?
Wir haben jahrelang versucht, Wege zu finden, um unsere Abläufe zu optimieren. Erschwerend kam hinzu, dass im Juni 2022 die Planung und Bestellung für das kommende Jahr zu machen war. Letztendlich haben wir uns für weniger Sämlinge entschieden und 14 Tage später mit dem Eintopfen begonnen. Oftmals muss ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen. Immer in der Hoffnung, dass der Kunde unsere langfristig produzierten Erzeugnisse auch kauft.
Ist ein Sterben von Gartenbaubetrieben zu erwarten?
Das erwarte ich nicht, nein. Aber vieles lässt sich erst im Laufe des Jahres abschätzen. Vielmehr sind die Großbetriebe in die Bredouille geraten, die langfristig Verträge mit Discountern abgeschlossen haben. Beispielsweise haben Orchideen-Produzenten auf Pflanzenprodukte mit weniger Energieaufwand umgestellt. Einzelhandels-Gärtnereien haben eher ein anderes Problem: Sie finden keine Nachfolger für ihre Unternehmen.
Sind Produkte aus eigener Herstellung irgendwann unbezahlbar?
Nein. Auch wenn wir es müssten, setzen die Gärtnereien höhere Preise schwer durch. Jeder Kunde sucht seinen Weg, um zu sparen. Allerdings bleibt für uns der selbe Arbeitsaufwand bei der Produktion, dazu kommen steigende Kosten wie in vielen anderen Branchen auch. Wir wissen nicht, wie es ausgeht. Der Kunde dagegen hat die Wahl, wo er seine Produkte kaufen kann.
Wie reagieren Sie darauf?
Indem wir von allem ein bisschen weniger – vor allem Topfpflanzen – produzieren, allerdings muss die Qualität stimmen. Wir bauen mehr Gemüse an, um unsere Flächen optimal zu nutzen und um Leerstand zu vermeiden. Das Schlimmste ist doch, wenn wir Pflanzen oder Gemüse wegwerfen müssen. Das ist seelisch-moralisch nur schwer zu verkraften. Eine gute Planung und das Sich-Gedanken-machen ist wichtiger denn je. Ob wir die richtige Entscheidung treffen, wissen wir jetzt noch nicht.
Dennoch wird es Kunden geben, die weniger auf den Preis schauen.
Handarbeit hat ihren Preis! Aber das interessiert den Kunden weniger, er sieht das Produkt. Was dahinter steckt, sieht nicht jeder. Dennoch möchte ich keinen Kunden verprellen. Was ich den Leuten aber ans Herz legen möchte: Vergleichen Sie, machen Sie sich ein eigenes Bild!
Gibt es 2023 einen Trend?
Die Modefarbe ist Magenta in verschiedenen Tönen wie lila, pink oder dunkelrot.
Wo kann man Ihre Produkte bestaunen und kaufen?
Mein Mann Uwe steht dienstags und freitags auf dem Torgauer Marktplatz. Unsere Gärtnerei in Pülswerda hat Montag bis Freitag von 13 bis 17 Uhr und am Samstag von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Zusätzlich laden wir am 26. März zum Frühlingserwachen, und wir beteiligen uns an den Aktionstagen „Blühendes Sachsen“ am 29. und 30. April. Verkaufsoffene Wochenenden sind für den 6. und 7. Mai, 13. und 14. Mai sowie 20. und 21. Mai terminiert, nicht zu vergessen die Ostelbischen Bauernmärkte am 26. März und 8. Oktober.
In der Gemeinde Arzberg stehen dieses Jahr noch Bürgermeisterwahlen auf der Agenda.
Richtig. Allerdings bin ich mit dem amtierenden Bürgermeister, Holger Reinboth, sehr zufrieden. Er zeigt Präsenz, weiß die richtigen Fördertöpfe anzuzapfen. Wo er etwas machen kann, tut er es. Mit ihm ist ein gutes Auskommen und Arbeiten.
Gespräch: H. Landschreiber
Mehr Informationen und Öffnungszeiten auf www.gaertnerei-orlowski.de